KPD (3)

Hamburger Aufstand 1923 (23. – 25.10.)

Die seit der Revolution aufgestellte Forderung nach Bewaffnung der Arbeiter, wurde besonders mit der Ermordung Rathenaus (Juni 1922) erneuter Bestandteil der kommunistischen Parteipropaganda. Konkretisierung fand sie in den mitteldeutschen Hochburgen der KPD in Sachsen und Thüringen. Der Konflikt mit der Berliner Reichsregierung führte zu bewaffneten Kämpfen.

Spätestens ab März 1923 begannen Kommunisten mit der Aufstellung „proletarischer Verteidigungsformationen“. In den Focus rückten besonders Thüringen und Sachsen, da dort die Losung einer linken „Einheitsfront“ ausgegeben worden war (die „Einheitsfront“ war aber von Seiten der KPD nie so gemeint, wie es der Begriff vermuten lässt). Nachdem sich am 19. des Monats in Sachsen der vom Parteitag der VSPD eingesetzte Siebenerausschuss mit der Landesleitung der KPD auf ein gemeinsames Aktionsprogramm einigte, wurde auch unter der Regierung des am 21. März gewählten Ministerpräsidenten Dr. Erich Zeigner die Bildung „proletarischer Abwehrorganisationen“ in Angriff genommen und am 17. Mai auch von der SPD-Führung beschlossen. Da sich jedoch „maßgebende Kreise innerhalb der SPD“ widersetzten und sich einzelne Funktionäre um die Schaffung rein sozialdemokratischer Arbeiterwehren bemühten, hing der Charakter der Verbände von der „Einstellung der örtlichen Partei- und Gewerkschaftsleitung“ ab, so dass an nicht wenigen Orten Sachsens und Thüringens rein kommunistische und rein sozialdemokratische Formationen existierten. Ansätze organisatorischer Mischformen wurden für Pommern festgestellt.

Die Gesamtzahl dieser ‘roten’ - kommunistischen wie proletarischen - Hundertschaften beziffert Hanisch auf 800-900 (Stand v. 28. Juli 1923), von denen sich ein Drittel in Mitteldeutschland befanden. Auf preußischem Gebiet wurden am 12. Mai alle bestehenden Proletarischen Hundertschaften durch Innenminister Severing verboten. Nach Zuspitzung der Lage verhängte am 26. September der Reichspräsident den allgemeinen Belagerungszustand über Thüringen, so dass der Freistaat unter die Zuständigkeit des Generals Walther Reinhard, Kommandeur des V. Deutschen Wehrkreises, gestellt wurde.

Ausgangspunkt und Planung eines gewaltsamen Aufstandsversuchs für den Oktober 1923 ging von Moskau aus. Dort meinte die kommunistische Führung die Situation in Deutschland sei mit der in Russland im Sommer 1917 vergleichbar. Grigori Sinowjew, Vorsitzender der Komintern, wies mit Zustimmung von Leo Trotzki die Führung der deutschen KP am 15. August 1923 an, sich auf die Revolutionäre Krise vorzubereiten. Eine Kommission des ZK aus vier Mitgliedern (Radek, Unschlicht, Wassili Schmidt und Pjatakow.) wurde nach Deutschland geschickt. Unschlicht sollte die paramilitärischen Voraussetzungen vorbereiten und eine deutsche Tscheka aufbauen. Natürlich inoffiziell unterstützen sollte das ganze der sowjetische Botschafter in Berlin, Nikolai Krestinski. In Deutschland hatte H. Kippenberger die militärische Führung. unterstützt von dem sowjetischen Fachmann L. Stern. Außerdem wurde die KPD mit finanziellen Mitteln ausgestattet um geeignete Waffen zu kaufen. Am 10. Oktober 1923 trat die KPD wie geplant in die sächsische Regierung Zeigner ein. Allerdings gelang es nicht wie erhofft, das Innenministerium und damit den Befehl über die Polizei zu erhalten. Dennoch übernahm der Vorsitzende Heinrich Brandler als Leiter der Staatskanzlei eine wichtige Rolle. Am 16. Oktober trat die KPD auch in Thüringen in die Regierung ein. Diese Vorgänge waren legal und die Regierungen unternahmen auch keine reichsfeindlichen Schritte. Damit unterschied sich die Lage grundsätzlich von der in

Der Aufstandsversuch, der ursprünglich in Kiel losgehen sollte, begann in der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober mit Blockaden von Straßen und Eisenbahnen in Ahrensburg und Rahlstedt. Am frühen Morgen sollten die in den Außenbezirken und kommunistischen Hochburgen liegenden Wachen der Ordnungspolizei überfallen werden und die dort lagernden Waffen von den kommunistischen Kämpfern in ihre Gewalt gebracht werden. Der nächste Schritt sah einen Überfall der im preußischen Wandsbek kasernierten Ordnungspolizei zu überfallen. Die Überfälle begannen planmäßig, doch alle 24 Polizeidienststellen waren bereits am Mittag wieder in der Gewalt der Ordnungspolizei. Lediglich in Eimsbüttel, Barmbek, Schiffbek und Bramfeld dauerten die Kämpfe länger.

Die erhoffte Streikunterstützung blieb aus und auch Sachsen und Thüringen waren durch die Reichsregierung lahmgelegt. Der Aufstand war gescheitert. Bei den Auseinandersetzungen wurden 17 Polizeibeamte, 24 Putschisten und mindestens 61 Zivilisten getötet sowie über 300 Personen verletzt.

Im Zusammenhang mit dem H.A. wurden ca. 1.400 Personen angeklagt und etwa 300 verurteilt, die in der Regel aber unter die Amnestien der folgenden Jahre fielen.


Lieder:
In Hamburg fiel der erste Schuss (Hamburger Jung-Spartakuslieder)




Die Gründung des RFB (Mythos) und fünf Jahre Propaganda
Obwohl die Proletarischen Hundertschaften in den Kämpfen des Jahres 1923 zerschlagen worden waren und die Kommunistische Partei auf eine Weiterführung bzw. Erneuerung der Wehrverbände offiziell verzichtet hatte, ging die Diskussion darum schon bald weiter. So wurde in den ‘Lehren der deutschen Ereignisse’ des Präsidiums des EKKI vom Januar 1924 die Arbeit in den ‘Organen der Einheitsfront von unten’, zu denen besonders die bewaffneten Hundertschaften zählten, als vordringlich hervorgehoben. (1) Trotzki und Radek brachten einen Entwurf ein, der im Wesentlichen eine Fortsetzung und Erweiterung der Ordnertruppen vorsah. Danach sollten die Hundertschaften auch auf der Straße „zur Verteidigung der Demonstrationen der streikenden Arbeiter gegen die Gewalttaten der faschistischen Diktatur“ eingesetzt werden. (2) . Angenommen jedoch wurde die Konzeption Sinowjews, hinter der sich die Vorstellung einer nicht näher definierten Roten Armee verbarg. In seinem Thesenentwurf heißt es ausdrücklich:

„Die KPD darf keinesfalls die Frage des bewaffneten Aufstandes und der Eroberung der Macht von der Tagesordnung absetzen [...] Mit aller Hartnäckigkeit muß die Bewaffnung der Arbeiter, die technische Vorbereitung der entscheidenden Kämpfe fortgesetzt werden. Rote Hundertschaften lassen sich nicht auf dem Papier finden, sondern in Wirklichkeit nur dann, wenn mit ihnen die ganze Arbeitermasse sympathisiert und sie unterstützt. Zur Erreichung dieser Unterstützung und dieser Sympathie ist es unerläßlich, sie in engstem Zusammenhang mit den Teilkämpfen des Proletariats zu entfalten.“ (3)

Bestärkt wurde diese Entscheidung in einem Brief des EK. der KJ. An den Parteitag der KPD vom 24. und 26. März 1924.

Rund zwei Monate nach Aufhebung des vom 23. November 1923 bis 1. März 1924 dauernden KPD-Verbots waren sich auf dem IX. Parteitag der KPD (7.-10. April 1924) alle Fraktionen über das Motto der Einheitsfront von unten und der Schaffung entsprechender Organe grundsätzlich einig. Unterschiedlich wurde lediglich die Gewichtung der Aufgaben betont. Legten die zu dem Zeitpunkt in der Opposition stehenden Linken den Schwerpunkt auf Agitation und Propaganda, so wollten die anderen die Bewaffnung in den Vordergrund stellen. (4) Beschlossen wurde die

„Schaffung von Organen zur Führung dieser (Teil-) Kämpfe. Ständige Aktivität in der Schaffung von Einheitsfrontorganen (Betriebsausschüssen, Hundertschaften, Kontrollausschüssen, Räten), auch wenn die Kommunisten zunächst in ihnen noch um die Führung ringen müssen. Dabei geschickte und schnelle Verdrängung etwaiger gegnerischer Funktionäre.“ (5)





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