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Männer und Buben 

1. Das Volk steht auf, der Sturm bricht los
wer legt noch die Hände feig in den Schoß?
Pfui über dich Buben hinter dem Ofen,
unter den Schranzen und unter den Zofen!
Bist doch ein ehrlos erbärmlicher Wicht,
ein erbärmlicher Wicht!
Ein deutsches Mädchen küßt dich nicht,
ein deutsches Lied erfreut dich nicht,
und deutscher Wein erquickt dich nicht!
Stoßt mit an, Mann für Mann,
wer den Flamberg schwingen kann!

2. Wenn wir die Schauer der Regennacht
unter Sturmespfeifen wachend vollbracht,
magst du immer auf üppigen Pfühlen
wollüstig träumend die Glieder fühlen.
Bist doch ein ehrlos …

3. Wenn uns der Trompeten rauher Klang
wie Donner Gottes zum Herzen drang,
magst du im Theater die Nase wetzen
und dich an Trillern und Läufern ergötzen.
Bist doch ein ehrlos …

4. Wenn die Glut des Tags versengend drückt
und uns kaum ein Tropfen Wasser erquickt,
kannst du Champagner springen lassen,
kannst du an brechenden Tafeln prassen!
Bist doch ein ehrlos …

5. Wenn wir vorm Donner der würgenden Schlacht
zum Abschied ans ferne Treuliebchen gedacht,
magst du zu deinen Mätressen laufen
und dir mit Golde die Luft erkaufen.
Bist doch ein ehrlos …

6. Wenn die Kugel pfeift, wenn die Lanze saust,
wenn der Tod uns in tausend Gestalten umbraust,
kannst du am Spieltisch dein Septieva brechen
und mit der Spadille die Könige stechen.
Bist doch ein ehrlos …

7. Und schlägt unser Stündlein im Schlachtenrot,
willkommen dann, sel’ger Soldatentod!
Du mußt dann unter seidnen Decken,
unter Merkur und Latwergen verrecken; *
stirbst als ein ehrlos erbärmlicher Wicht!
Ein deutsches Mädchen beweint dich nicht,
ein deutsches Lied besingt dich nicht
und deutsche Becher klingen dir nicht.
Stoßt mit an, Mann für Mann,
wer den Flamberg schwingen kann!

* Böhme: „Diese derben Worte hat Körners Vater in der Ausgabe 1814 so gemildert: ‘Du verkriechst dich in seidene Decken,  Winselnd vor der Vernichtung Schrecken’.“
Kampflied.

1. Das Volk steht auf, der Sturm bricht los;
Legt nicht die Hände feig in den Schooß,
seht die Vampyre auf gold’nen Stühlen,
laßt ihnen endlich die Volkskraft fühlen.
Rottet sie aus :,: die erbärmlich Brut :,:
Wer gab ihr Leben? – unser Blut!
Wer gab ihr Reichthum? – Unser Gut!
So zeigen wir auch unsern Muth!
Zeigt ihn doch! Brecht das Joch!
Freie Arbeit lebe hoch!

2. Wo ist der Schatz, den Tag und Nacht
Mühselig ringend an’s Licht wir gebracht?
In den Palästen liegt er in Massen,
wo ihn die Diebe „gesetzlich“ verprassen.
 Rottet sie aus etc.

3. Nach langer Arbeit kurze Rast,
unsere Kräfte versagen fast;
während für And’re wir Reichthum erwerben,
müssen wir frühzeitig kraftlos verderben.
 Rottet sie aus etc.

4. Heute schafft der Bauer mit dem Pflug
Sich und den Seinen des Brots kaum genug,
als er dem Schutze des Staats sich empfohlen,
haben den Herren das Feld ihm gestohlen!
 Rottet sie aus etc.

5. Man hat sich nicht mit uns begnügt,
nicht mir der Schmach, die man uns zugefügt:
unsere Weiber, unsere Kinder,
wurden gekauft und entehrt durch die Sünder.
 Rottet sie aus etc.

6. Das ganze Proletargeschlecht
Ist des Gesindels geknechteter Knecht.
Haben um Menschlichkeit wir sie gebeten,
hat man uns lachend mit Füßen getreten.
 Rottet sie aus etc.

7. Man zwingt des Volkes Jugendkraft
In des Soldatenrocks elende Haft;
Lehret sie dort für glitzernde Orden
schonungslos wehrlose Brüder ermorden.
 Rottet sie aus etc.

8. Der Ruf erschallt, die Fahne fliegt!
Wissen wir doch, daß die Freiheit siegt!
Bis wir der Menschheit den frieden errungen,
sei in den stürmenden Kämpfen gesungen:
 Rottet sie aus etc.
Andere Titel:  
Vorlage:

Text: 1. Theodor Körner, 1813. (links)
2. unbekannt, (rechts)
Kategorie: Kriegslied, 19. Jh.,
Melodie: Alte Volksweise: „Lille, du allerschönste Stadt".
Danach Theodor Körner (1813): Das Volk steht auf, der Sturm bricht los
Zeit: 1813, 1885, 1889, 1906, 1921,
Noten:
Hier (Nach Böhme, Volksthümliche Lieder Nr. 62)

Varianten:
Geschichte / Kommentar:

Das Gedicht schrieb Theodor Körner am 17. August 1813 nach Ablauf des Waffenstillstandes an diesem Tage.

Die Melodie ist eine Umbildung der alten Volksweise: „Lille, du allerschönste Stadt“; Erk-Böhme, Liederhort Bd. 2 S. Nr. 323, S. 132 und S. 133 (und Fahnenlieder aus alter Zeit Nr. 24). Um 1813 sang man darauf auch das Landsturmlied: „Brüder, uns ist Alles gleich“ (s. Ditfurth, fränk VL. II, Nr. 237).

Siehe auch: Die Gartenlaube 1859,

Quellen:
Silcher, Erk, Allgemeines Deutsches Kommersbuch, Lahr 1919, Nr. 13, S. 11f.: Männer und Buben; Volksweise des 18. Jhs
Franz Magnus Böhme, Volkstümliche Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, Leipzig, 1895 Nr. 62, S. 51f.
Alte Volksweise: „Lille, du allerschönste Stadt“.
Flamberg, großer Degen. Heldenschwert (Grimm, Wtb.); in der Studentensprache ein wie Flammen glänzendes (berg = hellstrahlend) Schwert.



Parodien:

Aus der organisierten Arbeiterbewegung des 19. Jh.

Kampflied
Der radikale Text des Arbeiterliedes ist unseren Quellen zufolge erstmals im Sozialdemokratische Liederbuch von 1885 (8. Aufl.) mit Druckort Zürich erschienen. Es erscheint vier Jahre später im Londoner Liederbuch (12. Aufl.) und 1906 im Arbeiterliederbuch aus Chicago - also ausschließlich im Ausland. Ein Autor wird nicht genannt.

Es erscheint noch einmal zu Beginn der Weimarer Republik im Liederbuch der KAPD mit sechs Strophen (ohne Strophen 4 und 6), ansonsten ist es in keinem der uns vorliegenden Liederbücher enthalten, nicht bei der SPD und nicht bei der KPD.


Quellen: 
1. Lieder der Arbeiterbewegung im 19. Jh.
Sozialdemokr. Ldb. 8. Aufl., Zürich, 1885, Nr. 14, S.
Sozialdemokratisches Liederbuch. Sammlung revolutionärer Gesänge, 12. Auflage, London 1889, German Printing and Publishing Co., Nr. 14, S. 22.
Schlüter, Arb-Ldb, Chicago 1906, Nr. 30, S. (8 Str.)

2. KAPD:
Kampfgesang 1921 Nr. 31 S. 33 (6 Str.) [nur hier von allen vorhandenen KPD Liederbüchern] (6 Str.: 1-3, 5, 7-8)

Ob den Poeten innerhalb der oragnisierten Arbheiterbewegung das Lied „Das Volk steht auf“ oder die Melodie (ursprünglich „Lille, du allerschönste Stadt“ besonders gefallen hat ist heute nicht mehr zu klären, jedenfalls wurden mindestens zwei weitere Lieder mit der Melodie geschrieben:

Das freie Wort von Ort zu Ort (Verfasser unbekannt) in: Liederbuch für Handwerker-Vereine, Berlin 1848, Nr. 106, A. 135f.

Es braust ein Getöse (Hand in Hand) mit dem Text von August Geib war in vielen Liederbücher zwischen 1873 und 1909 vertreten.





Weitere Parodien zu (Das Volk steht auf, der Sturm bricht los / Kampflied)

Schlachtgesang

Das Volk steht auf, der Sturm bricht los!
Sie fanden vom Gyps zehn Prozent in'nem Kloss.
Pfui über die Kolben und die Retorten!
Pfui über die chemischen Topfgucker-Horden!
Weg mit dem schwefelammonichten Wicht!
Ein deutscher Fälscher grüsst ihn nicht,
Ein Fälschermädchen küsst ihn nicht,
 Fall' ihn an, Fälschermann,
 Der den Tölke schwingen kann

Eine Parodie aus der Feder von Emil Jacobsen, der sich in der zweiten Hälfte des 19. Jh. besonders für die Ächtung von „Verfälschungen von Lebensmitteln“ stark machte.


Quelle:
Emil Jacobsen (Allgemeiner Verein zur Verfälschung von Lebensmitteln), Liederbuch für fröhliche Fälscher nebst etlichen weisen Sprüchen, Regeln und Glossen, Waaren 1878 S. 18.