XIII 
    
    
        Schließlich rufen wir Euch mit dem Dichter 
        zu:  
    
    
        
 
    
    
        Scheer’ Euch nicht Gewissenspein  
    
    
        und nicht Katzenjammer,  
    
    
        Laßt die Anderen Ambos sein,  
    
    
        Selber seid nur Hammer.  
    
    
        
 
    
    
        Ueberschwemmt die Welt und sein  
    
    
        Ganz mit Euern Werken,  
    
    
        Dann zum Lohn wird reiner Wein  
    
    
        Nur Euch freu’n und stärken. -  
    
    
        
 
    
    
        Fälscher groß und Fälscher klein  
    
    
        Schau, daß er nicht falle;  
    
    
        Vor der Polizei allein  
    
    
        Nur sind gleich wir Alle.  
    
    
        
 
    
    
        
 
    
    
        Der Vorstand  
    
    
        des allgemeinen Vereins zur Verfälschung  
    
    
        von Lebensmitten, Waaren etc.  
    
    
        
 
    
    
        
 
    
    
        
 
    
    
        Inhalt  
    
    
        Pro domo  
    
    
        Der vergnügte Gastwirth  1 
    
    
        Thee-ologisches 3 
    
    
        Einkehr 5  
    
    
        Es lebe die Humanität!  7  
    
    
        Kohlensaures Geheimnis  9  
    
    
        Müllerlied  10  
    
    
        Der Knapphans  11  
    
    
        Kunstgesundheitswein  13  
    
    
        Aber Bismarck!  16  
    
    
        Schlachtgesang  18  
    
    
        Die besorgte Natur  19  
    
    
        Alles nur ein Uebergang!  22  
    
    
        Der zufriedene Milchbauer  24  
    
    
        Splitterrichter Ihr!  26  
    
    
        Vitriolöl  28  
    
    
        Wie macht man Wurst?  30  
    
    
        Thierschutz  32  
    
    
        Rundgesänge  33  
    
    
        Etliche weise Sprüche und Regeln  37  
    
    
        Für die lieben Fälscher-Kleinen  41 
         
    
    
        Der kleine Moc-Zumpt  42  
    
    
        Vorurtheil  43  
    
    
        Glossen  46  
    
    
        
 
    
    
        
 
    
    
        
 
    
    
        Der vergnügte Gastwirth (S. 1f.) 
    
    
        (Mel.: „Ich habe den ganzen Vormittag 
        etc.“) 
    
    
        
 
    
    
        1. Ich habe den ganzen Vormittag  
    
    
        In Rheinwein ’rum gemanscht,  
    
    
        Drum sei nun auch am Nachmittag  
    
    
        Das liebe Bier verpanscht.  
    
    
        Ich weich’ nicht eh’r vom Brunnen 
        heut,  
    
    
        Bis dass er mir kein Wasser speit.  
    
    
        :,: Schmierallera, lallera, lallerala. :,: 
    
    
        
 
    
    
        2. Es sagte mir ein Chemicus,  
    
    
        Er habe ausgeheckt,  
    
    
        In jedem Menschenleib per muss  
    
    
        Drei Fünftel Wasser steckt,  
    
    
        Und setzt er dies in Spir’tus um,  
    
    
        So kriegt er das Delirium.  
    
    
        :,: Schmierallera, lallera, lallerala. :,: 
    
    
        
 
    
    
        3. Aus purer Menschenfreundlichkeit  
    
    
        Und ohne ein Counceur,  
    
    
        Verdünne ich nun allezeit  
    
    
        Bier, Wein und auch Liquer.  
    
    
        Das ist wie mit dem Häflichsein:  
    
    
        Es kostet nichts und bringt viel ein!  
    
    
        :,: Schmierallera, lallera, lallerala. :,: 
    
    
        
 
    
    
        4. Die Differenz an Alkohol  
    
    
        Die nehm’ ich selbst auf mich,  
    
    
        Vom Wasser nie ein Tropfen wohl  
    
    
        Die Kehle mir beschlich.  
    
    
        Trotzdem halt’ ich an Pindar fest:  
    
    
        Das Wasser ist das Allerbest’.  
    
    
        :,: Schmierallera, lallera, lallerala. :,: 
    
    
        
 
    
    
        
 
    
    
        Thee-ologisches  
    
    
        
 
    
    
        1. Fern im Ost das schöne China  
    
    
        Ist des Theees Vaterland,  
    
    
        Wo ein alter Mandarin ja  
    
    
        Auch’s Porz’lan dazu erfand,  
    
    
        Darin, sich zuerst bedenkend,  
    
    
        Der Chinese brüht das Blatt,  
    
    
        Und das müde Kräutlein schenkend,  
    
    
        Wenn er es getrocknet hat. 
    
    
        
 
    
    
        2. Noch zu theuer, noch zu schade  
    
    
        Würden China’s Blütter sein,  
    
    
        Wenn an unserem Gestade  
    
    
        Sie dann endlich treffen ein,  
    
    
        Würde nicht – o wie verdienstlich! 
        – 
 
    
    
        Eh’ man ihn geniesst mit Rum,  
    
    
        Hier den Thee der Fälscher künstlich 
    
    
        Präparir’n dem Publikum. 
    
    
        
 
    
    
        3. Schönstes sucht er auf den Fluren  
    
    
        (Was sonst nur das Aug’ entzückt  
    
    
        Bei poetischen Natguren),  
    
    
        Womit unsern Thee er schmückt.  
    
    
        Blatt von Erdbeer, Ulme, Weide,  
    
    
        Eiche, Hagedorn und Schleh’,  
    
    
        Weidenröschen, Buche – Freude  
    
    
        Macht ihm Pappel auch im Thee. 
    
 
    
        4. Dass das Herbe mit dem Zarten  
    
    
        Gebe einen guten Klang  
    
    
        Mischt er zu den theuren Arten  
    
    
        Gummi und Tannin „damank“.  
    
    
        Jedem giebt er eine Gabe.  
    
    
        Liebst den Thee du grünlich, ja?  
    
    
        Sieh’! schon färbt die Blätterlabe 
         
    
    
        Eisenblau und Curcuma. 
    
    
        
 
    
    
        
 
    
    
        
 
    
    
        Einkehr. (S. 5)  
    
    
        (Mel.: „Bei einem Wirthe wundermild 
        etc.“)  
    
    
        
 
    
    
        1. Bei einem Wirth an neuen Thor,  
    
    
        Da war ich jüngst zu Gaste,  
    
    
        Er kam zuerst bekannt mir vor,  
    
    
        Als ich in’s Aug’ ihn fasste. 
    
    
        
 
    
    
        2. Ich hatte Hunger, hatte Durst  
    
    
        Und bat um einen Schoppen;  
    
    
        Der Rothwein kam, es kam die Wurst – 
 
    
    
        Nanu! Will man mich foppen?! 
    
    
        
 
    
    
        3. Es roch die Wurst – nun, am Hauptgout  
    
    
        Werd’ freilich ich nicht sterben,  
    
    
        Doch dieser Wein, die Farb’ dazu – 
        
 
    
    
        So kann nur Einer färben. 
    
    
        
 
    
    
        4. „Herr Wirth!“ so rief ich, 
        „lieber Bier!“ 
 
    
    
        Und als auch dies gekommen,  
    
    
        Ward nach drei Zügen oder vier  
    
    
        Der Kopf mir schon benommen. 
    
    
        
 
    
    
        5. Gestrecktes Bier! Mit Glycerin  
    
    
        Es süffig der Adeöt macht,  
    
    
        Und dieses Bitter ist Picrin;  
    
    
        Nur Einer solch Recept macht! 
    
    
        
 
    
    
        6. Der Spass ging mir nun doch zu weit,  
    
    
        So dass ich „Grog!“ gewunken.  
    
    
        Er kam, ich roch – vermaledeit!  
    
    
        Auch der blieb ungetrunken. - 
    
    
        
 
    
    
        7. Der Wirth, der summte nur „Ja! ja!“ 
        
 
    
    
        Und thät ein Prieschen schnuppen.  
    
    
        Mit einmal von den Augen da  
    
    
        Fiel mir’s herab wie Schuppen: 
    
    
        
 
    
    
        8. Es war der Wirth Herr Wasserwenz,  
    
    
        Der treuste meiner Kunden;  
    
    
        Conleur, Recept und Rumessenz  
    
    
        Die hab’ ich selbst erfunden. 
    
    
        
 
    
    
        
 
    
    
        
 
    
    
        Es lebe die Humanität! (S. 7)  
    
    
        
 
    
    
        1. Jetzt schwingen wir den Hut – 
 
    
    
        Das Strafgesetz ist gut!  
    
    
        Dank unserem Jahrhundert!  
    
    
        Wie wären wir verwundert,  
    
    
        Kehrte man einmal um  
    
    
        Zu früh’rem Saeculum. 
    
    
        
 
    
    
        2. Hoch, hoch, Humanitas!  
    
    
        Wer kauft sich dafür was?  
    
    
        Wir, Wir die Auserwählten,  
    
    
        Die einstmals viel Gequälten.  
    
    
        Grandmal und Staupenschlag  
    
    
        Sah’n längst den letzten Tag. 
    
    
        
 
    
    
        3. Muss ich den Beutel ziehn,  
    
    
        Weiss ich doch, Rückgewinn  
    
    
        Mir nächstes Mal wird lachen;  
    
    
        Muss es nur besser machen!  
    
    
        Die Geldstraf’ preis’ ich laut – 
        
 
    
    
        Gerettet ist die Hau5 
    
    
        
 
    
    
        4. Hoch, Lied vom braven Mann,  
    
    
        Der ersten Sieg gewann,  
    
    
        Die Menschenwürd’ als Waffe,  
    
    
        Ueber die Prügelstrafe.  
    
    
        Vor ihm nur, ehrend ihn,  
    
    
        Lasst uns die H - - üte ziehn. 
    
    
        
 
    
    
        
 
    
    
        
 
    
    
        Kohlensaures Geheimniß (S. 9)  
    
    
        (Mel.: „O Tannenbaum etc.“)  
    
    
        
 
    
    
        Sanct Struve hat modernerweis’ 
 
    
    
        Den Pindar aufgebessert,  
    
    
        Trinkhallen sind die Tempel, wo  
    
    
        Die Welt verbrausewässert.  
    
    
        Es strömt Kind, Kegel, Mann und Frau,  
    
    
        Als wie zu einem Wunderbau,  
    
    
        Zur kohlensau-, zur kohlensau-,  
    
    
        Zur kohlensauren Jungfrau.    
 
    
    
        
 
    
    
        2. Ach kennten sie, ach kennten sie  
    
    
        So mancher Bud’ Mysterien,  
    
    
        Wo nichts als Luft das Wasser hat – 
 
    
    
        Die Kohlensäure Ferien,  
    
    
        Die dicke Freundschaft würde lau,  
    
    
        Es würden Alt’ und Junge schlau;  
    
    
        Zu Essig würd’ die kohlensau-,  
    
    
        Die kohlensaure Jungfrau.