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Liederbuch für FRÖHLICHE  FÄLSCHER (4)

nebst etlichen weisen Sprüchen, Regeln und Glossen, Waaren etc.
BERLIN 1878
Emil Jacobsen (Allgemeiner Verein zur Verfälschung von Lebensmitteln)
Splitterrichter Ihr! (S. 26)
(Mel.: „Hobellied.“)

1. Da streiten sich die Leut’ herum
Und thun, als wie verrückt
Wenn wir dem lieben Publikum
Bescheer’n ein Kunstprodukt.
 Ist dies denn wirklich so ein Graus,
 Sind wir die Schlimmsten, wie?
 O, blast uns doch den Hobel aus,
 Ob Euer Liebesmüth’!

2. Wir mischen etwas Ziegelmehl
Der Cholkolade bei,
Thun Rüböl zum Provencer-Oel –
Gleich giebt’s ein gross Geschrei!
 Ihr selber aber nehmt zu Haus
 Cichorie statt Café –
 O, blast uns doch den Hobel aus,
 Und trinkt Kamillenthee!

3. Wenn rechten Ihr und strafen wollt,
Greift in die eigne Brust!
Dass Ihr Verbrechen Duldung zollt Ich Euch wohl nicht bewusst?
 Ist unser Trug gleich einer Laus
 So klein, so wird’ genannt –
 O, blast uns doch den Hobel aus –
 Der Eure: Elephant.

4. Ein Beispiel nur: seht jenes Weib
Als Kunstprodukt Euch an:
Prüft Wangen, Busen, Hinterleib,
Haar, Nacken Waden, Zahn.
 Es bracht’s der Staatsanwalt heraus,
 Und statt, dass er cverdammt
 Die Fälscherin, ging er mit ihr
 Direkt zum – Standesamt.


Vitriolöl (S. 28)
(Mel.: „Es steht ein Wirtshaus an der Lahn etc.“)

1. Es hatt’ ein Krämer einen Sohn,
Der lernte jung das Fälschen schon;
Er fing einst an zu fragen:
Wozu das Vitriolöl gut,
Sollst du mir, Vater, sagen.

2. Mein Kind, das nimmt der Solidat
Wenn er sich was zu putzen hat
Und will die Knochen sparen -
Doch merkt es der Herr Unt’roff’zier,
So muss in’s Loch er fahren.

3. Auch wo’s ein Liebesunglück giebt
Ist Vitriolöl sehr beliebt,
Und diese letzte Oelung
Manchmal zog vor schon manche Magd
Bequem’rer Todewählung.

4. Doch ein gerechter Krämersmann
Wend’t besser ’s Vitriolöl an:
Beim Essig würd’ man’s merken,
Ist er verwässert, darum muss
Ihn Vitriolöl stärken.


Wie macht man Wurst? (S. 30)
(Modernes Recept)
(Mel: „Du Schwert an meiner Linken etc.“)

1. Du Schwart’ von altem Schinken –
Die Hackemesser blinken! –
Zu Schad’ für Katz’ und Hund
Leg’ Du den ersten Grund
 Zur Wurst, zur Wurst, zur Wurst!

2. Dem Reinen auch ist Reines
Der Foetus eines Schweines,
Wenn er, substil zerhackt,
Wir in den Darm gepackt
Zur Wurst

3. Hinein ihr grau und braunen,
Ihr lieblichen Kaldaunen.
Auch taugt der Rettrest hier
Besser als zur Stiefelschmier
 Zur Wurst!

4. O Krone meinem Werke,
Herbei, Kartoffelstärke!
Du kleisterst Alles fest,
Was sich nicht binden lässt
Zur Wurst!

5. Nun lass’ dich, Liebchen, schminken
So rosenroth wie Schinken.
Der Garten heisst Fuchsin,
Wo deine Rosen blüh’n
 O Wurst!

6. Behütet sei’st vor Schimmel
Chaotisches Gewimmel!
Heil Dir und Deinem Reich,
Denn Du macht Alles gleich
 O Wurst, o Wurst, o Wurst!


Thierschutz (S. 32)
(Zu singen beim Abfüllen von persischem Kunst-Insektenpulver, aus gepulverten Kamillenblumen hergestellt.

(Mel.: „Das Jahr ist gut, Braunbier ist gerathen etc.“)

1. Das Jahr ist gut, Kamillen gerathen,
Da wünsch’ ich mir nichts, als dreitausend Kroaten
Sich kaufen mein Pulver zum Flöheverdries –
Und je mehr sie damit pudern desto besser beisst sie’s!

2. Unser Herrgot im Himmel muss selbst drüber lachen,
Was die Geziefer für Sprünge beim „Persichen“ machen;
Ich – frömmere als er – bin beim Thierschutzverein,
Vom Perser thu’ nichts ich in’s Pulver hinein.

3. Auf meinem Grabsteine da sollt ihr einst lesen:
„Gross war sein Verdienst und gering seiner Spesen,
Das Dasein, er hielt es als ein qui pro quo
Drum handelt’ und wandelt’ er grade nur.“


Rundgesänge (S. 33)
(Mel.: „Rundgesang und Rebensaft etc.“)

Alle: Kunstproduct und Surrogat
Lieben wir ja Alle,
Das geliebte Publikum
Geht in jede Falle. –
Bruder, deine Force heisst?

Erster Bruder: „Schwerspath!“

Alle: Schwerspath er soll leben, soll leben, soll leben etc.

(V. 2 wie V. 1, nur hat der zweite Bruder seine Force zu nennen; trifft es sich, dass ein  ruder eine bereits genannte Vorce aufruft, so muss er einen Fiscus von unverfälschtem Knickebein stellen.)

Mein Lieb ist eine Alpnerin
Genannt: Cichorien-Tony,
Gewürze fabricire ich,
Und waz aus Mahagony.
 Dui, dui, dallera la!

Alle: Freut euch des Lebens,
So lang’ noch Brunnen spei’n,
Eh’ er getrunken,
Wässert den Wein!

Einer: Weinbauer macht sich Sorg’ und Müh’,
Weil ihm die Traube nicht gedieh.

Alle: Und lässt den Schwengel unbemerkt,
Der an der Pumpfe bammelt.

Alle: Freut euch des Lebens etc.

Einer: Ein Milchmann – doch, das glaubt man kaum –
Nicht ass von der Erkenntnis Baum.

Alle: Und liess den Schwengel etc.

Alle: Freut euch des Lebens etc.

Einer: Ein Bierwirth, der in Schulden sass,
Gab reines Bier und volles Mass.

Alle: Und liess den Schwengel etc.

(jeder an der Kneiptafel Sitzende ist verbunden, einen neuen Wasser-Vers zu machen. Um unpoetischen Gemüthern auf die Versfüsse zu verhelfen, möge daran erinnert werden, dass es sehr verschiedenartige Sorten von Weinen und Bieren giebt, welche stark genug sind, die Taufe auszuhalten.)

Chor: Wenn eins der alte Knochenhauer
Raubt unsern N., o Graus!
Als Surrogat und für die Dauer
Wir stopfen ihn uns aus.

Solo: Zieht mir hindurch ein Rohrwerk dann,
Dass ich noch künstlich trinken kann.

Chor: Für Trank und Rühren sorgen wir,
Kunst-Kater nur wird fehlen dir.

S. 36
Es ist ja kein Städtlein so klein,
Ein Gewürzkrämer muss darain sein.
Mahl’, mahl’ Dreck darein,
Und ohne zu verschnaufen,
Das das Publikum
Ist dumm und wird es kaufen.
Froeliche F-A2.jpg


(Mel.: „Ueb’ immer Treu und Redlichkeit etc.“)

1. Der Geist, der werden liess den Schund
Gab ihn in unsre Hand.
Hoch lebe unser grosser Bund
Und hoch der Unverstand.

2. Dem Schund steht keine Kunst zu hoch,
Er klimmt zu ihr empor,
ja überall find’t er ein Loch
Und ein willfährig Ohr.

3. Er macht im Bund mit Billigkeit
Die Menschen taub und blind;
Drum sei ein volles Glas geweiht
Der Neuzeit liebstem Kind!

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