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Max Kegel

Max Kegel, geboren am 6. Januar 1850 als Sohn einer armen Näherin in Dresden. Er ging in der Selecta in Friedrichstadt-Dresden zur Schule. 1864 „kam er zu einem Buchdrucker in die Lehre. Während der letzten Schuljahre und in der fünfjährigen Lehrzeit - mit zwei bis vier Mark wöchentlichem ‘Kostgeld’ - lernte er alle Bitternisse der tiefsten Armuth gründlich kennen“. Gleich nach Beendigung der Lehre schloss er sich 1869 der sozialdemokratischen Partei Eisenacher Richtung an, die damals unter Führung von Dr. A. Otto-Walster und Knieling in Dresden war.

Journalistisch begann er ab 1871 zu arbeiten. Zuerst bei der sozialdemokratischen Zeitung Dresdner Volksbote. Hier wurde er von August Otto-Walster betreut. Dann bei der Chemnitzer Freien Presse, wo er für deren humoristische Beilage Der Nußknacker zuständig war. Kegel bildete sich fort in Volkswirtschaft und Literatur, nam als Delegierter an den wichtige Pateikongressen (Gotha) 1875 bis 1877 teil. Aufgrund des Verbotes der Zeitung setzte ihn die Partei als Agitator in verschiedenen Orten ein. Gründungsversuche von zahlreichen Zeitung schlugen durch die preußischen Behörden fehlt. Max Kegel wurde mehrmals wegen Pressvergehen verhaftet und zu Gefängnis und Geldstrafen verurteilt.

Am 30. Januar 1882 gründete er in München die Zeitschrift Süddeutscher Postillon, für die er fast alle Beiträge. unter dem Pseudonym „Georg Franz“ selbst schrieb. 1888 schrieb er auf Initiative von Johann Heinrich Wilhelm Dietz, für die erfolgreiche Satiriezeitschrift der Sozialdemokraten Der Wahre Jacob, für die er bis zu seinem Tod aktiv war. Kegel schrieb aber nicht nur journalistisch, sondern verfasste eine Reihe von Liedern, manche davon waren auf eine bestimmte Melodie auch zu singen. Am bekanntesten war der „Sozialistenmarsch“ (Auf, Sozialisten, schließt die Reihen!), den er für den Erfurter Parteitag 1891 dichtete. Carl Gramm (1855–1927) schrieb dafür die Melodie.

Kegel hatte mehrere  Pseudonyme; Biedermeie, Georg Franz, oder der Name seiner Zeitschrift „Hiiddigeigei“ Lieder wurden teilweise nur mit M. K. unterschrieben.

Max Kegel starb am 10. August 1902 in Thalkirchen bei München.



Konrad Beißwander schrieb 1901 in seinen „Stimmen der Freiheit“ über Kegel:

„Max Kegel wurde 1850 zu Dresden geboren. Im Jahre 1864 kam er zu einem Buchdrucker in die Lehre. Als Sohn einer armen Näherin hatte er während seiner Schuljahre und in der fünfjährigen Lehrzeit alle Bitternisse der Armuth kennen gelernt. Seine Bildung auf volkswirtschaftlichem und litterarischem Gebiet erwarb sich Kegel in der Hauptsache auf autodidaktischem Wege. Im Jahre 1869 trat Kegel der sozialdemokratischen Partei Eisenacher Richtung bei, welche damals unter Führung von Dr. A. Otto-Walster und Knieling in Dresden ihre ersten Mitglieder sammelte. Seit 1871 ist er in der sozialdemokratischen Arbeiterpresse thätig und pflegte namentlich den politischen Humor in den Witzblättern der Partei. Unter dem Sozialistengesetz (1878 bis 1890) redigierte er Arbeiterblätter in Dresden, Berlin, München und Nürnberg, die meist nach kurzem Bestehen unterdrückt wurden. Er machte auch wegen Preßvergehen und Vergehen gegen das Sozialistengesetz wiederholt mit dem Gefängniß Bekanntschaft. Kegel lebt zur Zeit als Schriftsteller in München und ist Mitarbeiter des bei J. H. W. Dietz Nachfl. in Stuttgart erscheinenden „Wahren Jakob“. Im selben Verlage erschien von ihm auch ein Band Gedichte (Deutsche Arbeiterdichtung, Band IV). Als Dichter ist M. Kegel außerordentlich fruchtbar und steht unter unseren zeitgenössischen Arbeiterdichtern in Bezug auf Formvollendung seiner Dichtung, Schärfe der Beobachtung und tiefes Mitempfinden mit an erster Stelle.“
In seinem Gedichtband „Gedichte“ heißt es im Vorwort u.a.: „Max Kegel beschränkte sich, da ihm die Befähigung zum Redner gänzlich fehlt, auf die journalistische Parteithätigkeit und so behandeln auch seine zahlreichen Gedichte meist Tagesereignisse.“

Max Kegel gab nicht nur Liederbücher der Sozialdemokraten heraus, sondern schrieb selber.

Lieder, die sich auch in allgemeinen Liederbüchern der Arbeiterbewegung befanden:

Auf, Sozialisten, schließt die Reihen! Sozialistenmarsch - Carl Gramm, op. 30  (im "Freien Sänger" Heft 19)
Fünfmalhunderttausend Lumpen - Die Entstehung der Reptilien (Zeitungsschreiber) - Fünfmalhundertt
Grad' aus dem Kyffhäuser -  Barbarossa's Auferstehn (36) - Grad aus dem Wirtshaus (Most Ldb.)
Ich bin Soldat, doch bin ich es nicht gerne - Soldatenlied - Bei Warschau schwuren
Ihr Schwestern in der Arbeit Heere - Lied der Arbeiterinnen
Kannst ruhig sein, lieb Vaterland - Landsturmlied (55) - Der Papst lebt herrlich
Rückschritt, liebliche Bewegung - Konservatives Bundeslied - Freude, schöner Götterfunken
Sozialisten auf der Reis' - Auf der Landpartie - Studio auf einer Reis'
Verstummt, ihr Engel und ihr Hirten - Weihnachts-Marseillaise (1877)
Wer nur den lieben Gott läßt walten - Ermahnung - Schleswig-Holstein oder eigene Melodie


Nur in Liederbüchern von Kegel

Leute, hört die große Mordgeschichte (Das Lied vom großen Otto - Eine große Mordgeschichte)
Wie ist es so schön in der weiten Welt (Weihnachtslied des Ausgewiesenen) 1880



Eine andere Kurz-Biographie ist enthalten in: Max Kegel, Deutsche Arbeiterdichtung, Band IV, Eine Auswahl Lieder und Gedichte deutscher Proletarier, Stuttgart 1893, 174 S. (Original):

Max Kegel
geboren 1850 zu Dresden, ist der Sohn einer armen Näherin; seine Schulbildung erhielt er in der Selecta in Friedrichstadt-Dresden. Im Jahre 1864 kam er zu einem Buchdrucker in die Lehre. Während der letzten Schuljahre und in der fünfjährigen Lehrzeit - mit zwei bis vier Mark wöchentlichem „Kostgeld“ - lernte er alle Bitternisse der tiefsten Armuth gründlich kennen und trat, als er im Jahre 1869 ausgelernt hatte, sofort der sozialdemokratischen Partei Eisenacher Richtung bei, welche damals unter Führung von Dr. A. Otto-Walster und Knieling in Dresden ihre ersten Mitglieder sammelte. Als 1871 der „Dresdner Volksbote“ und das erste sozialdemokratische Witzblatt „Der Nußknacker“ in Chemnitz erschien, wurde Kegel Mitarbeiter dieser Blätter und trat 1872 in die Redaktion des „Volksboten“ ein, wo er von Dr. Walster im Redaktionsfache geschult wurde, auch nebenbei die Klemich’sche Handelsakademie besuchte und sich durch Selbststudium in Volkswirthschaft etc. unterrichtete. Seitdem ist Kegel im Dienste der Sozialdemokratie journalistisch thätig; er übernahm 1873 die Redaktion der „Chemniter Freien Presse,“ betheiligte sich 1875 als Delegirter am Vereinigungs-Kongreß in Gotha, wurde 1877 wegen Preßvergehen mit Gefängniß und Geldstrafen belegt und ging 1878, als die „Chemnitzer Freie Presse“ dem Sozialistengesetz zum Opfer fiel, nach Berlin als Feuilleton-Redakteur eines neugegründeten Parteiblattes, der „Berliner Nachrichten.“ Dieses Blatt wurde jedoch beim Erscheinen der ersten Nummer schon unterdrückt; Kegel wandte sich nach Dresden, wo gerade sämmtliche Redakteure der sozialdemokratischen „Volkszeitung“ verhaftet waren, übernahm die Redaktion und als das Blatt wenige Wochen darauf unterdrückt wurde, rief er in Gemeinschaft mit Schlüter die „Dresdner Presse“ und nach deren Verbot die „Abendzeitung“ und das Witzblatt „Hiddigeigei“ ins Leben. Letztere beiden Blätter bestanden unter fortwährenden Polizeimaßregelungen und kümmerlichen pekuniären Verhältnissen bis 1881, dann wurden sie unterdrückt, jede Neugründung vereitelt und Kegel wurde wegen Verbreitung es „Sozialdemokrat“ zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt, außerdem wegen Fortsetzung verbotener Blätter, Theilnahme am Wydener Kongreß etc. unter Anklage gestellt. Im Herbst 1881 aus dem Gefängniß entlassen, arbeitete er zunächst als Gerichts- und Landtags-Reporter, ging im Februar 1882 nach München an die „Süddeutsche Post“ und schuf in Gemeinschaft mit Viereck wieder ein Witzblatt, den „Süddeutschen Postillon,“ den er bis 1888 redigirte. 1883 stand Kegel vor dem oberbayerischen Schwurgericht wegen Beleidigung eines sächsischen Infanterie-Regiments, begangen durch Artikel über Soldatenschinderei, wurde aber freigesprochen. Noch im selben Jahre wurde auch die „Süddeutsche Post“ unterdrückt, Kegel ging als Landtags-Korrespondent noch einmal nach Dresden, wurde dort auf Grund falscher Denunziation verhaftet wegen angeblicher Aufreizung zur Steuerverweigerung und ging, nachdem diese Affaire erledigt war, 1884 nach Nürnberg, wo er die „Bayerische Gerichtszeitung“ herausgab und an Grillenberger’s „Fränkischer Tagespost“ mitarbeitete. Im Jahre 1887, als der Reichstag aufgelöst wurde, die hervorragendsten Führer der Sozialdemokratie im Gefängniß saßen und die Blätterverbote sich mehrten, gab Kegel zum Ersatz der verbotenene „Thüringer Waldpost“ die „Arbeiterzeitung“ heraus, welche an Stelle unterdrückter Blätter sofort in über zweihundert deutschen Städten und Ortschaften eingeführt wurde und in die Agitation der Septennatswahl energisch eingriff. 1888 legte Kegel die Redaktionen von „Gerichtszeitung,“ „Arbeiterzeitung“ und „Postillon“ nieder und trat in seine jetzige Stelle als literarischer Mitarbeiter in die Verlagsbuchhandlung von J. H. W. Dietz in Stuttgart, speziell als Mitredakteur des „Wahren Jacob“ ein. In diesem Verlag erschien von ihm 1889 eine Biographie Ferdinand Lassalle’s außerdem stellte er eine Gedichtsammlung „Lichtstrahlen der Poesie“ und nach Ablauf des Sozialistengesetzes das neue „Sozialdemokratische Liederbuch“ zusammen.
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