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Carl Lorens
(1851-1909)
Der österreichische Volkssänger, Volksdichter und Komponist von Wienerliedern, Carl Lorens wurde am 7. Juli 1851 als Sohn des Matthias Lorens und dessen Ehefrau Maria Cilek. im 3. Wiener Gemeindebezirk Landstraße geboren (Kölblgasse 617, heute Nr. 7). Er absolvierte erst die Volks- und dann die Bürgerschule und machte danach eine Lehre als Maler und Anstreicher. 1873 heiratete er Leopoldine Wiesner und zog nach einer kurzen Zeit im 6. Bezirk nach Meidling, wo er mehr als 30 Jahre lang leben und Auftreten sollte.

Seien musikalische Karriere begann in der Volkssängergesellschaften von Amon, Drexler, Lautzky, Edi und Biedermann, doch schon im Alter von 24 Jahren war er hauptsächlich Solist, später auch Autor und Komponist. Carl Lorens war einer der bekanntesten und produktivsten Wienerliedsänger und -komponisten zur Jahrhundertwende. Er schrieb auch für viele bekannte Wienerliedsänger.
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Spricht man heute vom „Wienerlied“ so sind Lieder der Interpreten Johann Sioly und Johann Schrammel, Wilhelm Wiesberg und Carl Lorens gemeint. Er verfasste rund 3000 Liedtexte und Melodien als Couplets, Refrainlieder, Marschlieder, Duette, Gstanzeln und Parodien. Viele davon wurden zu Volksliedern. Gut 2000 wurden auch in gedruckter Form verbreitet. 1909 nahm er acht Lieder für Schallplatte auf. Er starb am 12. Dezember 1909 im Wiener Sophienspital. Carl Lorens ist in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Meidlinger Friedhof beerdigt (Abteilung 3, Gruppe 6, Grab Nr. 23).

Josef Koller (1872-1945) schreibt 1931 in seinem Buch zum „Wiener Volkssängertum“ über seinen Kollegen:

„Eine eigenartige Erscheinung tritt uns in der Gestalt des Volkssängers und Schriftstellers sowie Komponisten Carl Lorens entgegen. Ein starkes Talent, bodenständig und wurzelecht, erfreute er die Wiener durch seine köstlichen Gaben. Man begeht kein Sakrileg, ihn als Klassiker des Brettls zu bezeichnen. Aus dem Kranze seiner unvergänglichen Weisen, von denen die meisten Gemeingut aller sangesfrohen Wiener wurden, seien nur genannt: „Solang der alte Steffel am Stephansplatz noch steht“, „Am Wasser, am Wasser bi i z’haus“, „Heut geh’n ma nimmer ham“, „Der Waselbua“, „Da fahr’n ma halt nach Nußdorf ‘naus!“, „D’Mutterliab“, „Pfirt di Gott, du alte Zeit!“. Man ist bei Beurteilung der Schöpfungen Carl Lorens’ oft im Zweifel, ob die starke Wirkung durch den Text oder die Musik erzielt wird. Jedenfalls traf er wie bald kein zweiter den echt wienerischen Ton. Seine oft verhaltene Elegik wird nie kitschig und sein sonniger Humor besitzt etwas Draufgängerisches. Fast jedes Lied trug schon bevor es gesungen, den Keim der Popularität in sich. Seine Werke aufzuzählen, würde Bände füllen. Und sonderbar! Über das leben dieses hochbegabten Mannes, der in den Gärten der Wiener Volksmusik manches Reis veredelte, peitschte das Schicksal oft schwere Wolken und er, der Liederreiche, brach oft unter der Wucht der harten Prüfungen zusammen. Aber Lorens verzweifelte nicht. Als echter Wiener trug er mit Geduld sein „Binkerl“ und klagte weder Zeit noch Menschen an. Seine Philosophie lernt man aus dem einst vielgesungenen Liede kennen „Menschen, Menschen san mir alle!“.

Lorens war ein Landstraßer-Kind. Am 7. Juli 1851 erblickte er im Hause Klimschgasse 214 das Licht der Welt. In seine Kinderstube drang kein Sonnenstrahl, nur die Klage über Not bildete die Melodie seiner Jugend …
S. 116
Bis zu seinem 19. Lebensjahre war er Ansteichergehilfe. Lorens rieb die Farben und sang sich ein Liedel. Dank seinem ausgezeichneten Gehör vermochte er alle gangbaren Wiener Lieder nachzusingen. Wie viele spätere Größen des Brettls, sagte auch Lorens dem Handwerk einmal ade und versuchte sich als Stegreifsänger in Matzleinsdorf. Der Erfolg macht ihn kühn, so kühn, daß er als Zweiungzwanzigjähriger ein Fräulein Leopoldine Wieser in der Margaretner Kirche zum Traualter führte. „Jung gefreit hat noch niemand gereut“ - so dachte sich Lorens und er behielt recht. Der glückliche Hausstand schuf jene Atmosphäre, die seiner Schaffenstätigkeit zugute kam. Schon 1875 hatte sein Lied „D’Mutterliab“, das er für den Sänger Edi schrieb, Anerkennung gefunden. Redakteur Julius Löwy, ein Förderer und Freund der Volkssänger, druckte dieses zum Herzen gehende Lied in dem damals vielgelesenen „Extrablatt“ ab, wodurch es in die breitesten Kreise drang. In rascher Folge entstanden jetzt die Schlagerlieder „Großmutterl, kränk’ di net!“, das resche „Aber serbus, meine Herrn!“, das stark ironische Lied im Coupletstil „Das ist die Liebe nur ganz allein!“, das kecke „Hab’n S’ a Idee?“, die von starkem Lokalpatriotismus kündende Weise „Ja so an Schick und so an Schaner, den hat sonst kaner wie unseraner!“, die von Abstinenztheorie bedenklich abrückenden Lieder „A so a Räuscherl is ma lieber als wie a Krankheit, wie a Frieber!“, und „Trink ma no a Flascherl!“. Ganz Wien sang Lorens’ „A so a Weiberl is a Freud!“, das „Komm Karlinchen, komm Karlinchen, komm!“ (nach dem Berliner Original) das von Modl kreierte Elklid „Hausball bei Brezina! und die „Linzerischen Buam“. Daß der Text des Liedes „Grüß enk Gott, alle miteinander!“ aus der Operette „Der Vogelhänlder“ auch von Lorens stammt, dürfte vielen unbekannt sein. Auch die Texte zu dem bekannte Walzerliede Schrammels „‘s Herz von an echten Weana“, zu Schilds Marsch „Die Banda kommt!“ und Guschelbauers Schlager „I bin z’ schwach auf der Brust!“ stammen von Lorens. Im Archiv der Stadt Wien erliegen viele Fachartikel, die der um die Interessen seines Standes vielbekümmerte Volksbarde schrieb. Am 1. April 1909 feierte Lorens sein vierziegjähriges Sänger- und Schriftsteller-Jubiläum. Wenige Tage nachher überreichte er dem Verleger Blaha ein tiefempfundenes Lied mit dem Titel „Der Herrgot waß schon, was er tut!“. Dann begann der Barde zu kränkeln, wurde in das Sophienspital gebracht und in wenigen Wochen war er eine Leiche. Auf dem neuen Teile des Meidlinger Friedhofes fand er seine von der Gemeinde Wien gewidmete Grabstätte. Das schlichte Denkmal - eine gebrochene Säule - enthält die Inschrift: Carl Lorens, Volksdichter 1851 - 1909 und darunter eine Strophe seines letzten Liedes:

Und wenn ich einmal sterben sollt’,
so soll es dorten sein,
wo auf den Bergen ringsumher
wächst Österreicher Wein.
Zum Abschied singt mir noch ein Lied
vom deutschen Vaterland
und senkt mich in ein kühles Grab
am blauen Donastrand.

Lorens lebte im Meidlinger Bezirksteil Gaudenzdorf, wo noch heute in der Schönbrunner Straße 184 eine Gedenktafel zu seinen Ehren angebracht ist. Der Lorenshof, ein Gemeindebau in der Meidlinger Längenfeldgasse, wurde ihm zu Ehren benannt. Sein Nachlass befindet sich im Carl-Lorens-Archiv im Meidlinger Bezirksmuseum, über einen kleinen Bestand verfügt auch die Wienbibliothek.


siehe: In aller Herrgottsfruh',





Literatur
(Theophil) Antonicek: Lorens Carl. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1972, S. 313.
Josef Koller: Das Wiener Volkssängertum in alter und neuer Zeit. Nacherzähltes und Selbsterlebtes. Mit Biographien, Episoden, Liedern, zahlreichen Abbildungen und Portraits nach zeitgenössischen Bildern aus dem Volkssängerleben. Gerlach & Wiedling, Wien 1931, S. 115 f.
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Band 4. Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 90 f.
Ernst Weber: D’Leut hab’n z’wenig Geld. Der Volksdichter und Komponist Carl Lorens (1851–1909) als Chronist des späten 19. Jahrhunderts. Blätter des Bezirksmuseums Meidling, Heft 49/50, ZDB-ID 512656-3. Verein zur Erhaltung und Förderung des Meidlinger Heimatmuseums, Wien 2000.
Rudolf Flotzinger (Hrsg.): Oesterreichisches Musiklexikon. Band 2: Gaal – Kluger. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2003, ISBN 3-7001-3044-9, S. 1310 f.
Elisabeth Th. Fritz (Hrsg.), Helmut Kretschmer (Hrsg.): Wien Musikgeschichte. Band 1: Volksmusik und Wienerlied. Geschichte der Stadt Wien, Band 6, ZDB-ID 1126344-1. Lit-Verlag, Münster/Wien (u. a.) 2006, ISBN 3-8258-8659-X.
Carolo, A.; Festschrift zur Enthüllung der Gedenktafel für den Volksdichter Carl Lorens an dem Hause 12, Schönbrunner Straße 184. Wien: Zentralausschuss für Heimatforschung, 1928. 20 S.
Illustriertes Wiener Extrablatt, Abendausgabe, 7. Juli 1885



Quelle:
Josef Koller, Das Wiener Volkssängertum in alter und neuer Zeit, Gerlach & Wiedling, Wien 1931, S. 115ff. und
Wikipedia