Das Lied vom deutschen Philister
1. Der deutsche Philister, das bleibet ein Mann,
Auf den die Regierung vertrauen noch kann
Der passet zu ihren Beglückungsideen,
Der läßt mit sich Alles gutwillig
gescheh’n.
:,: Ju vivallera, ju vivallera, ju
vivallerallerallera! :,:
2. Befohlener Maßen ist stets er bereit,
Zu stören, zu hemmen den Fortschritt der
Zeit,
Zu hassen ein jegliches freie Gemüth
Und Alles, was lebet und grünet und
blüht.
:,: Ju vivallera ect. :,:
3. Sprich, deutsche Geschichte bericht’ es
der Welt,
Wer war doch dein größter
berühmtester Held?
Der deutsche Philister, der deutscheste Mann,
Der Alles verdirbt, was man Gutes begann,
:,: Ju vivallera ect. :,:
4. Was schön und erhaben, war wahr ist und
recht,
Das kann er nicht leiden, das findet er schlecht,
So ganz, wie er selbst ist, so kläglich,
gemein,
Hausbacken und ledern soll alles auch sein!
:,: Ju vivallera ect. :,:
5. So lang der Philister regieret das Land,
Ist jeglicher Fortschritt daraus wie verbannt:
Denn dieses erbärmliche feige Geschlecht,
Das kennet nicht Ehr, nicht Tugend und Recht.
:,: Ju vivallera ect. :,:
6. Du sklav’ der Gewohnheit, du Knecht der
Gewalt,
O käme dein Simson, o käm’ er doch
bald!
Du deutscher Philister, du gräßlichste
Qual,
O holte der Teufel dich endlich einmal!
:,: Ju vivallera ect. :,:
7. Doch leider hat Belzebub keinen Geschmack
An unsern Philistern, dem lumpigen Pack,
Und wollten sie selber hinein in sein Haus,
So schmiß er die Kerle zum Tempel hinaus.
:,: Ju vivallera ect. :,:
Geschichte / Kommentar:
Ein weiteres Lied von Hoffmann von Fallersleben,
der sich oft über die Philister mokierte. Er schrieb es auf die
Melodie „Wohlauf noch getrunken den funkelnden Wein“ und
fand damit Eingang in mehrere Liederbücher der organisierten
Arbeiterbewegung des 19. Jh. bis zum Beginn des 20. Jh.
Quellen:
Sozialdemokr. Ldb. 8. Aufl., Zürich, 1885,
Nr. 22, S. 43f.
Sozialdemokr. Ldb. 12. Aufl. London 1889, Nr. 27,
S. 41ff.
Max Kegel’s Sozialdemokratisches Liederbuch,
3. Aufl., Stuttgart, 1891, Nr. 54, S. 83
Konrad Beißwanger, Freie Klänge,
Nürnberg o.J. (ca. 1900), Nr. 9, S. 16.
Schlüter, Arb-Ldb, Chicago 1906, Nr. 44, S.
72ff.
Der Freie Turner 1905
Melodie: Wohlauf noch getrunken etc.) – nach
Dr. Karl Reisert, Deutsches Kommersbuch, Freiburg 1896, S. 277,
