Kampfgemeinschaft der
Arbeitersänger
(KdA)
In den ersten Nachkriegsjahren
war der DAS um strikt politische Neutralität
bezüglich der unterschiedlichen
sozialistischen Richtungen bemüht (Klenke
1992, S. 198). Diese Praxis wurde aber von Seiten
linker USPD-Kräfte bereits im Februar 1919
nach niedergeschlagener Bremer Räterepublik
unterlaufen. Der „Arbeiter-Gesangverein
Bremen“ schloss Ende Februar alle
mehrheitssozialdemokratisch organisierten
Mitglieder kurzerhand aus (eine Praxis, die sich
die KPD und der Rote Frontkämpferbund nach dem
Hamburg-Aufstand grundsätzlich zu Eigen
machten).
Besonders in der zweiten
Hälfte der 1920er Jahre kam es im DAS
wiederholt zu Abspaltungen. Zu erwähnen seien
der „Sozialistische
Arbeiter-Sängerbund“ (Bremen, Ruhrgebiet, Mecklenburg
und Bremen) und der „Freie Arbeiter-Sänger-Bund“. Überwiegend waren die
Gründe politischer Natur. Die meist
kommunistisch organisierten Sänger wollten
andere Kampflieder in den DAS einbringen. Da es
sich meistens um Lieder für die Revolution und
gegen die Republik handelte wurde das abgelehnt.
Besonders nach 1925 bzw. 1929 als die KPD u.a. ihre
„Sozialfaschismus“-Theorie verfocht,
nahmen derartige Versuche zu. 1930 reagierte der
DAS mit einer Ausschlusswelle gegen aktive
Kommunisten.
Die in allen KPD-orientierten
Kulturorganisation beginnende Praxis, in der
jeweiligen SPD-dominierten Vereinigung eigene
Strukturen zu schaffen, begann Mitte Dezember 1930
in Düsseldorf mit einer ersten
Regionalkonferenz Oppositioneller im DAS. Das
Hauptreferat hiel Hanns
Eisler. Sechs Wochen
später konstituierte sich eine
„Arbeiter-Sängerbund (Opposition). Ab
Februar 1931 erschien von der „Interessengemeinschaft für
Arbeiterkultur“
(IfA) herausgegeben eine eigene Zeitschrift mit dem
Titel „Kampfmusik.
Organ der revolutionären Arbeitersänger
und Musiker Deutschlands“ heraus. Sie erschien monatlich mit
einer Auflage von durchschnittlich 6000 Exemplaren
im Verlag für
Arbeiterkultur Berlin.
Verantwortlicher Redakteur war Ernst Hermann Meyer,
den schon Wolfgang Steinitz als wichtigen
Zeitzeugen in seine Liedersammlung übernahm.
In den Pfingsttagen 1931 wurde
dann die Gründung einer eigenen Organisation
mit dem Namen „Kampfgemeinschaft
der Arbeitersänger“
(KdA) vollzogen. Hanns Eisler, der nicht nur in
mehreren Agitproptruppen des Roten
Frontkämpferbundes mitwirkte, war
konsequenterweise auch im KdA Mitglied. Aber
bereits ein Jahr später, im August 1932 sprach
der Reichsleiter der
„Kampfgemeinschaft“, Otto Fröhlich
auf ihrer zweiten Reichskonferenz von „einer
völligen Stagnation und Isoliertheit“
der Kampfgemeinschaft. Hanns Eisler kritisiert die
Abkapselung, in welche man sich selber hinein
manövriert habe. Es sei falsch gewesen, einen
„eigenen Laden aufgemacht“ zu haben,
nur um „ungestört
‘revolutionäre Gemütlichkeit
pflegen zu können (nach Klenke, S. 205).
1933 wurde die KdA von den
Nationalsozialisten verboten. Die etwa 4.000
Mitglieder waren gezwungen in Tarnorganisationen
weiter zu singen.
Literatur
Werner Fuhr Proletarische
Musik in Deutschland 1928-1933. In: Ulrich
Müller u.a.: Göppinger akademische
Beiträge Nr. 101, Verlag Alfred Kümmerle,
Göppingen 1977
Dietmar Klenke und Franz
Waltger, Der Deutsche Arbeiter-Sängerbund. In:
Dietmar Klenke, Peter Lilje, Franz Walter:
Arbeitersänger und Volksbühnen in der
Weimarer Republik, Band 27 der Reihe
Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung,
hrsg Dieter Dowe. Bonn 1992. Besonders S. 197ff.
Inge Lammel: Arbeiterlied – Arbeitergesang.
Hundert Jahre Arbeitermusikkultur in Deutschland.
Aufsätze und Vorträge aus 40 Jahren
1959-1998. Hentrich und
Hentrich, Berlin 2002, ISBN 3-933471-35-4.
Werner Kaden: Signale des Aufbruchs. Musik im
Spiegel der „Roten Fahne“. Verlag Neue Musik, Berlin 1988,
ISBN 3-7333-0030-0.
Lexikon sozialistischer
Literatur, Seite 238, zitiert in: Bettina
Hinterthür. Noten nach Plan: die Musikverlage
in der SBZ, DDR – Zensursystem, zentrale
Planwirtschaft und deutsch-deutsche Beziehungen bis
Anfang der 1960er Jahre. Fußnote Seite 142,
Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2006. ISBN
3-515-08837-7
Konrad Niemann: Zum Gedenken
an Ernst Hermann Meyer. In: Beiträge zur
Musikwissenschaft, Heft 3/1989. Hrsg vom Verband
der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR im
Verlag Neue Musik Berlin (Ost), Seite 155ff. Ein
zeitgenössischer Nachruf.