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Von all unsern Kameraden
 Besprechung (3)


Die Nutzung des Liedes durch die Nationalsozialisten

In den Liederbüchern der Nationalsozialisten befindet sich das Lied „Von all unsern Kameraden“ hauptsächlich in zwei unterschiedlichen Fassungen und natürlich ohne die „Rotgardisten“. Die erste Version A entspricht im Wesentlichen dem Soldatenlied und damit auch der Version des kommunistischen Liedes, nur das hier bereits statt „Heimatlieder“ „Freiheitslieder“ und statt der „Rotgardisten“ nun „Hitlerblut“ gesungen wurde.

NS-Version B
Horst Wessel Gedenken 
1.  Von all unsern Kameraden,
 war keiner so lieb und so gut,
 als unser Sturmführer Wessel;
 ein lustiges Hakenkreuzlerblut.

2.  Wir saßen so fröhlich beisammen,
in mancher so stürmischen Nacht.
Mit seinen Hitlerliedern,
hat er uns so fröhlich gemacht.

3.  Da kam eine feindliche Kugel,
von roter Mordbubenhand.
Horst Wessel, du ließest dein Leben
für Hitler und Vaterland.

4.  Darauf nahmen wir Hacke und Spaten
und schaufelten ihm ein Grab,
Berliner SA.-Kameraden,
die senkten ihn still hinab.

5.  Schlaf wohl, du Sturmführer Wessel,
 wir hatten dich alle so lieb,
 und kommt einst die Stunde der Rache,
 dann halten wir fürchterlich Gericht.
NS-Version A
1. Von allen den Kameraden
war keiner so treu und so gut,
wie unser kleiner Trompeter,
ein lustiges Hitlerblut.

2. Wir saßen so fröhlich beisammen
in einer gar stürmischen Nacht,
mit seinen Freiheitsliedern
hat er uns fröhlich gemacht.

3. Da kam eine feindliche Kugel,
bei seinem fröhlichen Spiel,
mit einem seligen Lächeln
unser kleiner Trompeter fiel.

4. Da nahmen wir Hacken und Spaten
und gruben ihm ein Grab.
Und die am liebsten ihn hatten,
die senkten in selber hinab.

5. Schlaf wohl, du kleiner Trompeter,
wir waren dir alle gut,
schlaf wohl, du kleiner Trompeter,
du lustiges Hitlerblut



Die Version B ist schon dem Titel entsprechend, auf Horst Wessel fixiert. Das „Hitlerblut“ ist hier zum „Hakenkreuzlerblut“ und die „Hitlerlieder“ zu „Freiheitslieder“ geworden

Auf der Website „Harz-Saale“ wird eine andere Schlusszeile - allerdings ohne Beleg – zitiert. Dort hieß es: „Sieg Heil! braust es über die Schlacht!“

Die vorliegenden Liederbücher lassen keinen Schluss zu, welche Version die ältere ist. Es liegt natürlich nahe, dass die Version A die ältere ist, aber abschließend feststellen können wir das noch nicht. Das gleiche gilt für die Frage der Wanderung des Liedes. Die Wahrscheinlichkeit scheint zu sein, dass die kommunistische Variante aus dem Soldatenlied resultiert und die nationalsozialistische aus der kommunistischen. Über eine geplante Übernahme der Nationalsozialisten ist uns nichts bekannt, die Wanderung kann auch durch Rote Frontkämpfer passiert sein, die die Fronten wechselten (auch wenn so etwas bestimmte Personen überhaupt nicht gerne hören). Sie wollen einfach nicht wahrhaben, dass es in den paramilitärischen Verbänden eine enorme Fluktuation gegeben hat, die bis zu 80% reichte. [siehe dazu auch den Propaganda-Mythos vom „gestohlenen“ Liedgut]

Allerdings wurde parallel den kommunistischen und nationalsozialistischen Versionen auch die ursprünglich soldatische Variante gesungen.


Sozialdemokratische Versionen

Sozialdemokratische Versionen des Liedes sind naturgemäß nicht vorhanden, obwohl Steinitz wie auch Lammel und natürlich alle Lemmellisten versuchen, dieses durch die schon penetrant häufige Nutzung des Begriffs „Arbeiterlied“ zu kaschieren versuchen. Es gab zwei klar zu unterscheidende Szenen: Die Sozialdemokratie, die für die Republik waren und auf der anderen Seite die Kommunisten, die gegen eine solche kämpften (auch mit Waffen). Zweifellos gab es auch Versuche überwiegend einzelner, die eine Annäherung versuchten und je nach Situation hat es Zwischenszenen gegeben und zum Ende der Republik hin wurde diese Szene teilweise größer.


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Quellen: 

Liederbücher der völkischen Rechten, NSdAP, SA und HJ
1932 Was der Deutsche singt. Deutsche Kampf- und Freiheitslieder und andere. Zusammengestellt, bearbeitet und herausgegeben von Hans Bajer, 1. - 10. Tausend, 1932, Nationaler Schallplatten-Dienst G.m.b.H., Berlin W 35 (96 Seiten), S. 61 [Titel: Sturmführer Wessel" † 23. Februar 1930, eigene Melodie] nur 4 Str.
1933 Hans Bajer, Liederbuch der NSDAP. Volks ans Gewehr, München 1933 (22. Aufl.), S. 39f. [Titel: Sturmführer Wessel" † 23. Februar 1930, eigene Melodie] nur 4 Str.
1933 Sturm- und Kampf-Lieder-Buch, Hrsgg durch Propagandaleiter Hochmuth, 1933, Verlag Deutsche Kultur-Wacht, Berlin-Schönberg (Titel: "Horst Wessel Gedenken"), Nr. 34.
1933 [grünes Ldb) S.A.-Liederbuch. Hrsgg im Auftrage der Obersten SA.-Führung, 1933, Die Titelzeichnung und Textillustrationen stammen von Albert Reich, München. Vorwort: Ernst Röhm, Druck und Verlag Jos. C. Huber, Diessen vor München, S. 99f.
1934 Hugo W. Schmidt, Uns geht die Sonne nicht unter. Lieder der Hitler-Jugend, Köln 1934, S. 32f.
1934 Wohlauf Kameraden!. Ein Liederbuch der jungen Mannschaft von Soldaten, Bauern, Arbeitern und Studenten, Kassel 1934 (2. Aufl.),
1935 ??? SA-Liederbuch, Hrsgg im Auftrage des Stabschefs (Lütze), 3. Auflage, o.J. Zentralverlag der NSDAP., München (248 Seiten), S. 18 (Soldatenweise): Erkl.: "In der Berliner SA entstandene Neudichtung nach einem älteren beliebten Fahrtenlied ‚Von allen Kameraden war keiner so frohgemut als unser kleiner Trompeter, ein jung Soldatenblut'."